22. Mai 2023

(verpd) Laut einer Untersuchung von spanischen und deutschen Forschern wirkt sich ein verzögerter Ruhestand negativ auf die Gesundheit aus. Das betrifft nicht alle Gruppen gleichermaßen, aber jene, die körperlich schwer arbeiten oder psychischen und sozialen Druck ausgesetzt sind, besonders. Bei diesen Betroffenen erhöht sich das Risiko zwischen 60 und 69 Jahren zu Sterben auf 43 Prozent.

Laut einer Studie des Epos Research Center der Universität Mannheim steigt das Sterberisiko bei einem späteren Renteneintritt. Erfolgserlebnisse am Arbeitsplatz verringern es wiederum. Für die im April 2023 veröffentlichte Studie „The Effect of Removing Early Retirement on Mortality“ haben die deutschen und spanischen Forscher eine langfristig angelegte Analyse von Sozialversicherungs-Daten aus Spanien herangezogen.

Maßgeblich war die Rentenreform im Jahr 1967; die Daten wurde daraufhin betrachtet, ob sie vor oder nach diesem Reformjahr eingetragen wurden. Ab 1967 wurde das Alter für den freiwilligen Renteneintritt in Spanien angeboten. Diejenigen, die vor dem 1. Januar 1967 in das Sozialversicherungs-System einzahlten, konnten mit 60 Jahren freiwillig in Rente gehen. Solche, die später mit der Zahlung begannen, durften erst mit 65 aufhören zu arbeiten.

Verzögerter Ruhestand fördert früheres Sterbe-Risiko

Die Daten zeigen: Die Verzögerung um den Austritt aus dem Arbeitsleben um ein Jahr erhöht die Wahrscheinlichkeit eines Todes zwischen 60 und 69 Jahren um 4,2 Prozentpunkte auf 43 Prozent. Berufe, die ein „niedriges Qualifikationsniveau“ aufweisen – in der Studie nicht näher spezifiziert – sind laut der Forscher noch stärker als der Durchschnitt gefährdet.

Zugleich besteht laut des Papiers ein besonders hohes Risiko bei Menschen, die körperlich schwere Arbeiten verrichten. Dabei wurde auch die Wahrscheinlichkeit gefährlicher Arbeitsunfälle mitberücksichtigt. Auch Personen, die einem hohen psychischen oder sozialen Arbeitsdruck ausgesetzt sind, zeigten bei der Verschiebung des Renteneintrittsalters ein höheres Sterberisiko.

Ebenfalls gefährdet sind Personen, die sich in ihrer Arbeit nicht wertgeschätzt fühlen. Dem gegenüber steht, dass Arbeiter, die sich „anerkannt fühlen“ und Erfolgserlebnisse in ihrer Arbeit erfahren, gegenüber dem negativen Effekt einer Verzögerung wesentlich weniger anfällig sind.

Forscher plädieren für flexible Ruhestandslösungen

„Eine allmähliche Absenkung der Arbeitsstunden am Ende des Berufslebens ist ein guter Weg, um die Herausforderungen der alternden Bevölkerung für den Arbeitsmarkt zu bewältigen und gleichzeitig die Gesundheit der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu schützen“, erklären die Studienersteller.

Denn die Untersuchung der Spanier hatte gezeigt, dass die Arbeiter sich nicht an die gesetzlichen Rentenregeln halten wollten und Mittel und Wege suchten, um frühzeitig den Arbeitsmarkt zu verlassen. Dabei beantragten sie unter anderem eine Teilrente.

Der Wunsch nach einem frühen Eintritt in die Rente ist beim Großteil der Einwohner Deutschlands laut einer Untersuchung eines Personaldienstleisters, der Randstad Deutschland GmbH & Co. KG, ebenfalls gegeben. 41 Prozent wollen demnach zwischen 60 und 63 Jahren in Rente gehen, 33 Prozent bereits vor dem Erreichen des 60. Geburtstags. Nur zehn Prozent sind mit der Verrentung zwischen 65 und 69 Jahren einverstanden.

Frühester Rentenbeginn

Die Deutsche Rentenversicherung stellt online einen Rentenbeginn- und -höhenrechner kostenlos zur Verfügung. Damit kann jeder ermitteln, in welchem Alter er frühestens eine gesetzliche Altersrente mit oder ohne Rentenabschläge in Anspruch nehmen kann, sofern er die jeweils notwendigen Zugangsvoraussetzungen erfüllt.

Derzeit ist hierzulande der früheste Rentenbezug – ohne dass eine Schwerbehinderung vorliegt – mit 63 Jahren möglich. Dies gilt jedoch nur, sofern man Rentenabschläge in Kauf nimmt und eine mindestens 35-jährige Mindestversicherungs-Zeit (Wartezeit) in der gesetzlichen Rentenversicherung nachweisen kann.

Die niedrigsten Anforderungen, nämlich nur eine fünfjährige Wartezeit, gelten für die reguläre Altersrente. Hier wird jedoch das frühestmögliche Renteneintrittsalter seit 2012 bis 2031 für alle ab 1947 Geborenen schrittweise für jedes folgende Geburtsjahr vom 65. auf das 67. Lebensjahr angehoben. Während beispielsweise 1957 Geborene ab 65 Jahren und elf Monaten eine solche Rente erhalten können, müssen 1958 Geborene 66 Jahre und ab 1964 Geborene 67 Jahre alt sein.

Für einen finanziell sorgenfreien Ruhestand

Aufgrund des demografischen Wandels kann nicht ausgeschossenen werden, dass das Renteneintrittsalter weiter angehoben wird.

Doch schon jetzt reicht die Altersrente allein nicht aus, um den bisherigen Lebensstandard zu halten. Aktuell liegt das Netto-Rentenniveau vor Steuern bei nur rund 48 Prozent, also unter der Hälfte des bisherigen Erwerbseinkommens – Tendenz fallend.

Wer nicht vorhat, erst mit 67, 69, 70 oder gar 75 Jahren in Rente zu gehen, benötigt jedoch ein entsprechendes Alterseinkommen ab dem gewünschten Rentenalter, um den eigenen Ruhestand sorgenfrei genießen zu können. Die private Versicherungswirtschaft bietet hierzu diverse Vorsorgelösungen an.